Wut

Heute möchte ich Dir über mein Erlebnis vor zwei Tagen berichten. 

Bei uns sind Frühlingsferien, also waren beide Kinder zuhause. Und bereits tagsüber ging die Post ab, es war ein Gezanke und Geschrei.

Alle Aufgaben, die ich ihnen auftrug, musste ich x-mal wiederholen. Meine Tochter ist da besonders stur. Schon seit ganz klein stellt sie sich hin und sagt einfach: "Nein, das mache ich nicht." Und da nützt gutes Zureden oder Erklären, warum man etwas will, gar nichts. Ich wollte an dem Tag, dass sie ihren Salat aufisst, da sie mit Gemüse so ihre Probleme hat. ;-)

Nun ja, alles gute Zureden half wenig, also bin ich laut geworden. Und siehe da, es ging plötzlich. Am ging's dann ans Zähneputzen (meine Tochter ist 9, wohlgemerkt!) - und da ging's gleich wieder los. Sie wollte ihre Zähne einfach nicht putzen! Da kommen bei mir als Mutter natürlich riesen Ängste hoch - Löcher, verfaulte Zähne, gesundheitliche Probleme... Also bin ich so richtig ausgeflippt. Ich konnte einfach nicht mehr, fühlte mich nur noch ohnmächtig und schlicht - wütend auf mein Kind! Ich kochte richtig. 

Mit viel Tränen auf allen Seiten hat's dann geklappt mit den Zähnen und wir konnten alle zu Bett gehen. Wir haben uns ausgesprochen, meine Tochter und ich, waren aber beide noch verletzt und traurig. 

Nun gut, ich habe dann meine abendliche Meditation gemacht und bin irgendwann eingeschlafen. Um halb vier bin ich plötzlich aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. Und plötzlich kam: "Schau dir deine Wut an."

Ich also runter ins Wohnzimmer, meine Lieblings-Kerze Witches' Brew angezündet und dann ab in die Meditation. 

Puh, was da alles hochkam! Ich konnte mich als kleines Kind im Bett liegend sehen (ich war fast ein Jahr aufgrund einer Wachstumsstörung ans Bett gefesselt). Ich sah, wie die anderen Kinder nach einem Besuch bei mir fröhlich hüpfend mein Zimmer verliessen. Ich fühlte die Wut - auf mich, meine Eltern. Und ich fühlte gleichzeitig die Ohnmacht in mir. Doch dieses Mal konzentrierte ich mich voll auf die Wut. Ich ging richtig in sie hinein, spürte sie ganz tief in meinem Bauch, holte sie hervor und hoch. Innerlich schrie und heulte ich. Und dann nahm ich sie einfach an. Ich sagte ihr, sie darf da sein, sie ist mein Antrieb und gehört zu mir. Wir schlossen Frieden.

Und ein weiterer Impuls, den ich erhielt: Die Haut zeigt aufgestaute Wut an. Ich habe seit Monaten einen Ausschlag an den Fingern. Mein Verstand sagte mir, es liegt an der Erkrankung meines Vaters. Doch jetzt durfte ich erkennen, dass dies nicht der einzige Grund ist. 

Und soll ich euch was sagen? Am nächsten Morgen fühlten sich meine Hände total glatt an und juckten nicht mehr! Auch mit meiner Tochter war es wieder harmonisch. Wir sind beide Sturköpfe, deshalb wird das Thema Wut wohl noch ein paar Mal bei uns auftauchen. Aber das ist in Ordnung, das heisst leben! 

Alles, alles Liebe Dir - und nimm die Wut an, sie gehört auch zu Dir. 

Deine aia nulu Monika