Zwischen dem 20. und 23. März ist das heidnische Fest Ostara, das Fest der
Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche.
Ostara war für die heidnische Kultur ein wichtiges Fest – das Fest des
Frühlingserwachen, des Wachstums der ersten Pflanzen. Nach dem harten, kargen und kalten Winter zeigte die Natur erste Blüten und weckte damit die Hoffnung auf ein Ende des Hungers und auf ein
ertragreiches Jahr.
Ist dir aufgefallen, wie ähnlich Ostara und Ostern klingen? Dies aus gutem Grund! Als
die katholische Kirche immer mächtiger wurde, wollte sie die alten heidnischen Bräuche abschaffen, um ihre Macht zu festigen. Doch das war nicht so einfach, wie sie es sich vorgestellt hatte. Die
Menschen hingen an ihren Festen, die den Jahreskreislauf der Natur wiederspiegelten. Zudem waren sie nach Jahrhunderten tief in den alten Traditionen verankert. Also machte die Kirche etwas sehr
Schlaues – sie ersetzte die heidnischen Feste mit ihren religiösen Festen. Und so wurde Ostara zu Ostern. Und deswegen feiern wir Ostern, eigentlich die Kreuzigung und Auferstehung Christi,
dennoch mit Osterhase und gefärbten Ostereiern. Eier sind das Symbol der Fruchtbarkeit schlechthin. Und genau um diese Fruchtbarkeit geht es im Frühling. Die Fruchtbarkeit im Wald, auf dem Feld,
bei Mensch und Tier. Denn je mehr Kälber und Ferkel geboren wurden, desto abgesicherter war das Überleben der ganzen Familie. Man konnte Vorkehrungen für den Winter treffen, Fleisch- und
Käsevorsorgung waren sichergestellt.
Zu Ostara sind Licht und Dunkel zum ersten Mal im Jahreskreis im völligen
Gleichgewicht. Doch nicht nur Tag und Nacht, sondern auch Mann und Frau, das Innere und das Äussere kommen ins Gleichgewicht. Der Name Ostara stammt von der germanischen Göttin Eostere oder
Ostara ab. Sie war eine Göttin mit Hasenkopf und Schultern. In der keltischen Kultur war der Hase der Göttin heilig, er galt als Totemtier von Hekate, Freya und Holda. Als nachtaktives Tier
repräsentiert er zudem den Frühling, der aus dem Winterschlaf erwacht. Auch für uns ist der Hase ein Symbol des Frühlings, obwohl wir meistens gar nicht mehr wissen, woher dies stammt. Doch die
Schokolade, die wir zu Ostern essen, kommt immer noch in Form eines – Osterhasen daher!
Das Ei ist das Symbol des stets vorhandenen Potenzials. Es trägt alle Anlagen in sich,
um Leben entstehen zu lassen. Es steht für die Wiedergeburt der Natur und der gesamten Schöpfung.
Gerne möchte ich euch noch eine kurze Geschichte erzählen.
Im Tierreich waren alle Tiere ganz aufgeregt, denn es sollte ein grosses Fest geben,
zu dem sich alle versammeln würden. Es sollte ein ganz spezielles Fest werden, zu dem auch ein besonderer Gast erscheinen sollte. Dieser besondere Gast war niemand anders als die Göttin. Jedes
Tier wollte der Göttin zu diesem Fest natürlich ein ganz besonderes Geschenk machen.
Einige Tiere waren sehr reich, andere dagegen sehr arm. Doch alle rannten davon, um
ihr ganz persönliches Geschenk für die Göttin zu finden, denn für die Göttin war nur das Beste gut genug. Auch der Hase hoppelte nach Hause und überlegte sich, was er ihr schenken könnte. Er
freute sich sehr, denn er liebte die Göttin aus tiefstem Herzen. Und obwohl er sehr arm war, hatte er ein riesiges, grosszügiges Herz. Er wollte ihr das schönste und beste Geschenk machen, das er
auftreiben konnte.
Also suchte er in seinem Bau jede Ecke und jeden Schrank nach dem idealen Geschenk ab.
Er schaute überall nach, im Schrank, unter dem Bett – aber nirgends konnte er etwas finden. Sogar seine Vorratskammer war nach dem Winter völlig leer – bis auf ein allerletztes Ei, das er dort
fand. Das war alles, was er noch besass. ER nahm das Ei vorsichtig aus der Kammer und dekorierte und schmückte das Ei ganz liebevoll. Dann nahm er es mit an das Fest.
Als der Hase sah, was die anderen Tiere mitgebracht hatten, bekam er Angst, sein
Geschenk wäre neben all dem Gold, Silber und den Edelsteinen nicht gut genug. Also versteckte er sich ganz hinten in der Reihe. Schliesslich hatten alle Tiere ihr Geschenk überreicht und er war
als einziger noch übrig. Voller scheu ging er zur Göttin und überreichte ihr sein Ei. Die Göttin nahm das Ei in die Hand, schaute dem Hasen direkt in die Augen und erkannte darin sofort die wahre
Gesinnung und die Liebe des Hasen zu ihr. Und in diesem Moment machte die Göttin den Hasen zu ihrem besonderen Schutztier. Denn er hatte ihr das Letzte geschenkt, was er noch im Haus gehabt
hatte.
Vielleicht können wir diese Geschichte zum Anlass nehmen und uns daran erinnern, dass
es nicht um den materiellen Wert eines Geschenks geht, sondern darum, dass das Geschenk von Herzen kommt.
Ich wünsche euch ein wunderschönes Ostarafest!
Alles Liebe
Deine aia nulu Monika