Leise stapfen wir durch den Nebel. Der Sehsinn ist ausgeschaltet, ich verlasse mich auf meine anderen Sinne und geniesse die Ruhe und Stille. Plötzlich taucht ein Schatten auf im Nebel, noch bevor ich ihn sehe, höre ich die gedämpften Schritte. Ein freundliches "Guten Morgen" und schon ist es wieder still. Wir gehen langsam den Hügel hinauf, da wo der Nebel den Wald einhüllt. Weiter unten ziehen manchmal dickere, manchmal dünnere Nebelfetzen an uns vorbei. Von weitem sieht es so aus, als ob der Nebel im Wald noch dichter ist.
Wir tauchen ein in das Reich des Hüters des Waldes - und die Nebel lichten sich! Zwischen den Bäumen sehe ich viel besser als vor dem Wald. Ist es nicht auch im wirklichen Leben so? Ich stehe draussen, mitten auf dem Spielfeld des Lebens und sehe vor lauter Nebel die Hand nicht vor meinen Augen. Alles ist grau und ohne Konturen. Nur in der Ferne hebt sich der Wald dunkel und bedrohlich ab. So viele Bäume, so viele mögliche Hindernisse! Was, wenn das und das passiert? Was, wenn...?
Ich nehme allen meinen Mut zusammen und laufe auf den Wald zu - um im Wald festzustellen, dass sich meine Sicht klärt, dass die Bedrohung nur eine Illusion meiner Fantasie ist. Ich stehe im Wald mitten zwischen den Bäumen und sehe plötzlich ganz klar.
Tränen der Dankbarkeit rinnen über meine Wangen und ich setze meinen Weg fort, zurück in die Nebelsuppe. Doch ich weiss, auch sie ist nur Illusion und wird sich lichten. Und ich weiss, der Wald weist mir den Weg, wenn ich mich mal verliere.
Alles Liebe,
deine aia nulu Monika